Das hessische Seniorenticket ist eine gute Sache.  Für etwas mehr als 30 Euro im Monat können die Ü65er mit Bus und Bahnen auf allen Regionalstrecken kreuz und quer im Hessenland herumfahren.  Einzige Einschränkung: an Werktagen gilt das Ticket erst ab 9 Uhr, damit die Oldies nicht den Berufsverkehr zusätzlich belasten.

Die Probleme beginnen, wenn die Senioren grenzüberschreitend reisen möchten – etwa um sich in Aschaffenburg das Carillonfestival zu besuchen (können wir nur wärmstens empfehlen!).   In den Anfangstagen des Seniorentickets gab es dafür Anschlusstickets für die Fahrt ins Nachbarland, doch die wurden warum-auch-immer wieder abgeschafft.    Und so stellt sich bei solchen Fahrten immer wieder die Frage, wie man legal als Öffi-Nutzer über die Grenze kommt.

Besonders kniffelig ist das am Dreiländereck im äussersten Norden von Hessen. Hier treffen Tarifgemeinschaften von Hessen, Niedersachsen und Westfalen aufeinander, die jeweils recht unterschiedliche Philosophien verfolgen.

Wer mit dem Deutschlandticket unterwegs ist hat kein Problem mit den verschiedenen Tarifzonen.  Uns erschien es aber nicht einleuchtend, zusätzlich zum Seniorenticket noch Deutschlandtickets zu kaufen und suchten für eine Fahrt Weserabwärts nach Lösungen, wie wir an die nötigen Tickets kommen könnten.

Recht gut gemacht ist die Sache in Niedersachsen. Der Verkehrsverbund Niedersachsen/Bremen bietet ein Tagesticket für 28 Euro an. Für 7 Euro mehr kann eine zweite Person mitfahren. Das wird auf der Homepage https://fahrplaner.de gut kommuniziert und offensiv beworben. Und man erfährt auch, dass man zum Kauf dieses Tagestickets die Fahrplaner-App auf seinem Handy zu installieren hat.

In Westfalen sieht es leider ziemlich düster aus: Die Homepage https://fahr-mit.de führt in einen wahren Dschungel von Informationen zu Tickets und Tarifen und Geltungsbereichen und lokalen Besonderheiten und Einschränkungen und Ausnahmen. Allein für den westfälischen Teil von Nordrhein-Westfalen sind 5 Verkehrsverbünde zuständig, die sich offenbar nur mühsam auf ein gemeinsames Konzept verständigen konnten. Und so ist die Homepage und das Angebot darauf der digitale Beleg für die Volksweisheit, dass viele Köche den Brei nicht besser machen …

Die Vielzahl der westfälischen Ticket-Varianten ist geradezu überwältigend: im Angebot sind SchöneFahrtTicket NRW, SchönerTagTicket NRW, EinfachWeiterTicket, eezy NRW, Tagesticket24, Einzelticket, Funticket, FunEinzelTicket, Schöne60Ticket NRW und bestimmt noch etliche mehr, die ich übersehen habe. Eine Möglichkeit, irgendeines dieser Tickets auf der Homepage zu kaufen, habe ich nicht finden können. Ebensowenig auf den anderen westfälischen ÖPNV-Seiten (wovon es ziemlich viele gibt….). Nach längerer Suche bin ich auf die Handy-App fahr-mit gestoßen, auf der ein Ticketkauf im Prinzip möglich sein sollte. Mit einigen Einschränkungen, die einen eigenen Post verdienen.

Die Hauptschwierigkeit besteht daran, dass die Route entlang der Weser durch das hessisch-niedersächsisch-westfälische Grenzgebiet führt und oft unklar ist, bei welchem Verkehrsverbund das Ticket zu kaufen ist. Der Bus von Bad Karlshafen (Hessen) nach Beverungen (NRW) fährt fast die ganze Strecke durch Niedersachsen. Die Niedersachsen-App informiert zwar genau über diese Buslinie, verkauft aber kein Ticket. Ebenso sieht es bei den Hessen aus. Und auch bei der westfälischen fahr-mit-App habe ich nach vielen Versuchen, die Software-Logik zu verstehen, irgendwann kapituliert. Letzlich sind wir mit einem ausgedruckten Bahn-Ticket (das muss analog auf Papier vorliegen!)  von Bad Karlshafen nach Lauenförde (Niedersachsen) gefahren und haben die Weserbrücke nach Beverungen (NRW) zu Fuß überquert.

Auf allen weiteren Strecken war anscheinend das Niedersachsenticket gültig (obwohl die Homepage dazu nur unklare Angaben liefert) – zumindest haben die Schaffner unser Handy-Ticket akzeptiert.

 

Im Dschungel der Tarifzonen

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