Eine unserer ersten Fahrten mit dem Seniorenticket führte im Januar 2020 – vor Corona – zu Freunden ins Mittelrheintal. Nun, fast zwei Jahre später, ist eine Wiederholung fällig. RB30 und RB10 bringen uns super-pünktlich bei bestem Wetter nach Kaub, wo wir mit der Fähre im abendlichen Dämmerlicht den Rhein überqueren. Unser „Abholer“ Manfred steht bereit – der Kurzurlaub am Rhein auf den Spuren des englischen Malers „William Turner“ kann beginnen.

    

Gut ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Morgen auf, die „William-Turner-Route“ zu erkunden.  William Turner gilt als einer der „Väter“ der Rheinromantik. 1817 machte er eine Reise entlang des Rhein, bei der er seine Eindrücke in vielen Bildern festhielt. Der „Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal“ verfolgt seit einigen Jahren ein großartiges cross-mediales Projekt: An 26 Stellen können Besucher im wahrsten Sinne des Wortes „in Turners Fußstapfen treten“ und den Platz aufsuchen, an dem ein Bild entstand. Im Boden eingelassene Bronzeplatten lenken den Blick auf Turners Motiv. Ein QR-Code führt zur Internet-Seite mit dem Turner-Bild und zu interessanten Zusatzinformationen.

               

Wir bringen fast den ganzen Tag damit zu, von einem „Turner-Spot“ zum nächsten zu fahren oder zu laufen. Intensiver kann man die Rheinromantik und ihre Ursprünge wohl kaum erleben.

   

Kunstgenuss macht hungrig (ist zumindest bei uns so … satt „sehen“ funktioniert bei uns leider nicht) – also gibt es eine Mittagspause im Restaurant von Schloss Rheinfels. Wo es natürlich auch eine Turner-Platte gibt. Mit einigen Verrenkungen gelingt sogar ein Foto, auf dem das Turner-Bild und die heutige Landschaft zu sehen sind.

 

Mit einem spektakulären St.Martinsfeuer in Niederburg endet dieser erlebnisreiche Tag.

Am nächsten Morgen ist das Rheintal in dichten Nebel gehüllt. Beim Mittagessen im Loreley-Hotel Fetz in Dörscheid reicht der sonst so spektakuläre Blick kaum bis zum nächsten Weidezaun. Umso erfreulicher dafür der Anblick dessen, was auf den Tisch kommt: Exzellente Wildgerichte. Die Wildsuppe – einfach großartig! Hirschrücken, Hirschragout – alles köstlich.

       

Einige Kilometer flussab liegt gegenüber von St.Goar der „Dreiburgenblick“. Schemenhaft zu erahnen ist lediglich Burg Katz. Doch der Ort hat was – wir werden wiederkommen.

     

Die Abfahrtzeit unseres Zuges rückt näher. 16:02 ab Kaub, laut rmv-App pünktlich unterwegs. Irritierend allerdings die Anzeigetafeln am Bahnhof. Da steht etwas von „defektem Stellwerk“ und „170 Minuten später“.

 

Allerdings: die „Live“-Karte in der App zeigt „unseren“ Zug als wandernden Punkt auf der Karte. Wenig später hat dieser „virtuelle“ Zug auf der Karte Kaub erreicht, in der realen Welt läßt sich aber auf der Schiene nichts blicken.

 

Eine für uns überraschende Erkenntnis: bislang waren wir immer davon ausgegangen, dass die auf der Karte angezeigten Zugbewegungen den Bahnverkehr „in Echtzeit“ darstellen. Tatsächlich ist es aber wohl nur die optimistische Visualisierung eine Absichtserklärung.

Nähere Informationen zum Bahnproblem finden wir auf der FFH-Seite. Bei Baggerarbeiten war ein Kabel durchtrennt worden, mit der Folge, dass zwischen Lahnstein  und Wiesbaden-Schierstein kein Bahnverkehr mehr möglich war. Und nebenbei noch die Schranken nicht mehr geöffnet oder geschlossen werden konnten. Bei der Bahn löste diese Störung den beliebten „Ich-wars-nicht“-Reflex aus: eine „Fremdfirma“ habe das verursacht. Was natürlich sofort zur Anschlussfrage führt: wer wäre dafür zuständig gewesen, dieser Firma zu verraten, wo die Kabel liegen?

 

Uns gelingt die Rückfahrt nach Butzbach auf der anderen Rheinseite: von Oberwesel nach Frankfurt und dann weiter mit RB30.

 

In Kaub hätten wir lange warten können, denn die angezeigten „170 Minuten Verspätung“ waren extrem optimisch. Der rechtsrheinische Verkehr kam erst einen Tag später langsam wieder in Gang.

Ziemlich enttäuschend finden wir, wie der HR mit dieser Störung umging, die ja gravierende Auswirkungen für sehr sehr viele Pendler hatte. Gegen 14 Uhr wurde das Kabel durchtrennt, gegen 16 Uhr hat FFH die Störung als Top-Meldung. Der HR braucht fast 7 Stunden, um auf das Thema aufmerksam zu werden: um 20:40 bringt hessenschau.de eine dpa-Meldung, die mit Verweis auf den Wiesbadener Kurier über die Störung kurz berichtete. Kein Ruhmesblatt.

 

Rhein-Romantik und Bahn-Chaos

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